Offener Brief: Schülerinnen und Schülern ab 12 Jahren weiterhin die Teilnahme an sportlichen und kulturellen Aktivitäten ermöglichen

Erstellt von Martin Löwe | | Information

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder,
sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Holetschek,

der Bayerische Elternverband (BEV) begrüßt, dass Schülerinnen und Schülern ab 12 Jahren eine Ausnahme von der jetzt geltenden 2G-Regel eingeräumt wurde, die ihnen die Teilnahme an Sporttraining und kulturellen Aktivitäten weiter ermöglicht. Sie soll allerdings zum Jahresende auslaufen1.

Nach reiflicher Abwägung fordert nun der BEV, diese Ausnahme auch darüber hinaus beizubehalten. Dabei leiten uns folgende Gedanken:

Sichtbare Schäden bereits jetzt
Schülerinnen und Schüler haben schon zu viele Einbußen an Bildung und Teilhabe erlitten. Dadurch sind nachweislich Schäden und Verzögerungen nicht nur in ihrer Bildung, sondern auch in ihrer persönlichen Entwicklung eingetreten. Die dadurch entstandenen Probleme bedrohen bereits jetzt nicht nur ihre eigenen Chancen, sondern die des gesamten Landes: Wie soll diese Altersgruppe später die Fachkräfte ersetzen, wenn sie jetzt so stark beeinträchtigt wird?

Soziales Lernen unverzichtbar
Weniger als der Wegfall kommerzieller Vergnügungsmöglichkeiten beunruhigt den BEV die Reduktion der Sozialkontakte. Gleichaltrige spielen spätestens ab der Grundschule für die Entwicklung eine große Rolle, mit ihnen werden wichtige Fähigkeiten für das spätere Leben trainiert, hier liegt das Trainingsfeld für Einstellungen und Haltungen, für Sozialverhalten und Rollen, für Kooperation und Identifikation. Daher dürfen interaktive Prozesse nicht weiter eingeschränkt werden - zu viel ist schon passiert!

Wenige Impfungen zu erwarten
Hinzu kommt, dass sich Kinder und Jugendliche nur sehr eingeschränkt für eine eigene Impfung entscheiden können. Wo altersbedingt Eltern noch zustimmen müssen, dürfte ihr Votum eher noch ablehnender ausfallen als bei sich selbst bzw. bei allen erwachsenen Personen. Die Chancen auf Wiederherstellung der Teilhabe der jungen Generation durch eine eigene Impfung sind somit zu gering.

Gesundheit braucht Sport
Außerdem dürfen Kinder und Jugendliche mit dem Wegfall von Vereinssport nicht weiteren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden. Schon jetzt erregt die Zunahme übergewichtiger Kinder Besorgnis. Die daraus resultierenden Gefahren, nebst Folgen für die gesamte Gemeinschaft, sind hinlänglich bekannt. Unser Nachwuchs muss die Zukunft gesund übernehmen!

Sicherheit gewährleistet
Schließlich gehören Schülerinnen und Schüler dank der regelmäßigen Testungen in den Schulen zur bestkontrollierten Bevölkerungsgruppe. Von ihnen dürfte daher nur eine geringe Ansteckungsgefahr ausgehen. Weiteren Kontakt- und Teilhabebeschränkungen ist die Ausweitung der Kontrollen, notfalls mit täglichen Tests, vorzuziehen. Der Freistaat soll Sportvereine und Kultureinrichtungen dabei unterstützen, in den Schulferien eine Beaufsichtigung für Selbsttests einzurichten.

Der Bayerische Elternverband fordert, die Verantwortung für die Pandemie bei den Erwachsenen anzusiedeln!

Gleichwohl trägt er Einschränkungen für Kinder und Jugendliche bei "Vergnügungen" ohne sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Mehrwert mit. Ein- und mehrtägige Schulfahrten müssen ausgenommen bleiben.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Löwe, Landesvorsitzender

 


1 Quelle:    Bericht aus der Kabinettssitzung vom 23. November 2021, Abschn. 1 Punkt 3.2, https://www.bayern.de/bericht-aus-der-kabinettssitzung-vom-23-november-2021/