
Der BEV trauert um seinen Gründungs- und Ehrenvorsitzenden Friedrich Mager
"Der BEV vertritt die Interessen aller Eltern, unabhängig von Partei oder Konfession". Diese Unabhängigkeit war Friedrich Mager so wichtig, dass er, der im März 1968 mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter in München den Bayerischen Elternverband gegründet hatte, im Juni 1969 schon wieder zurücktrat. Für ein paar Stunden jedenfalls, und das kam so:
Mit einem Volksentscheid war zum 1. August 1968 sogar in Bayern die "Gemeinschaftsschule" eingeführt worden. Hier sollten nun katholische und evangelische Kinder gemeinsam in einer Volksschulklasse sitzen, wenn ihre Eltern es nicht ausdrücklich anders wünschten. Die Schuleinschreibung gestaltete sich allerdings derart verwirrend, dass viele Kinder versehentlich in einer Konfessionsklasse zu landen drohten. Die erste Landesversammlung des BEV beschloss daher, den Eltern die Gemeinschaftsschule ausdrücklich zu empfehlen. Der Vorsitzende Mager fand das grundfalsch. Der BEV habe „mit seiner Entschließung für die Gemeinschaftsklasse seine Einheit und Überparteilichkeit in Frage gestellt. Die Elternschaft brauche keine einseitig politisch oder konfessionell engagierte Vertretung ihrer Interessen“, zitierte ihn damals die Süddeutsche Zeitung.
Mager machte schließlich doch weiter und blieb bis 1972 Vorsitzender des BEV. Es gab ja auch genug zu tun. Nicht nur mit kultusministeriellen Tricks um die Gemeinschaftsschule hatte die CSU die Eltern gegen sich aufgebracht. Auch die Lernmittelfreiheit stand auf der Kippe. Im Januar 1968 hatte die CSU durchgesetzt, dass Schulbücher nur noch für ganz arme Familien kostenlos waren. Das bedeutete viel Formularkram für die Lehrkräfte, brachte kaum Einsparungen und führte zu einer „sozialpädagogisch unerwünschten Unterteilung der Schüler in bedürftige und nicht bedürftige“, wie der BEV kritisierte. Der Protest gipfelte 1977 in einem Volksbegehren, das allerdings scheiterte.
Mager hatte sich als Kulturredakteur beim Bayerischen Rundfunk schon lange mit bildungspolitischen Themen befasst. Zunächst theoretisch mit den Studentenunruhen, dann ganz praktisch in der Schulpolitik. Was in anderen Bundesländern längst eingeführt war, forderte der BEV nun auch für Bayerns Schulen: Fünftagewoche, Gesamtschule, Prügelstrafe abschaffen, höchstens 45 Kinder pro Klasse, für jede Klasse eine eigene Lehrerkraft …
Die Eltern sollten endlich mitbestimmen, fand der BEV. Das zog. Überall entstanden Regional- und Kreisverbände. Das bescherte dem BEV binnen weniger Monate so viele neue Mitglieder, dass er sich umorganisieren musste und schon nach einem Jahr eine neue Satzung brauchte. Der Verband forderte auch gleich eine gesetzliche Elternvertretung auf Landesebene, wie sie außer Bayern und NRW alle Bundesländer haben. Die gibt es allerdings bis heute nicht.
Noch immer ist Bayern das Bundesland, in dem Eltern am wenigsten zu sagen haben. Mager muss das besonders deutlich geworden sein, als er in den 1970er Jahren stellvertretender Vorsitzender des Bundeselternrats war und sehen konnte, was woanders längst ging. Immerhin fragte das Kultusministerium im Jahr 1981 den BEV nach seiner Meinung zur Sommerzeit. „Der BEV bittet aufgrund seiner Erkenntnisse Bund und Länder, die Sommerzeit auf jeden Fall als Beitrag zur Erweiterung des Familienlebens beizubehalten“, schlug Mager der damaligen BEV-Vorsitzenden als Antwort vor.
Schon 1972 hatte der BEV Mager zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Das hinderte ihn nicht, trotz beruflicher Belastung noch neun Jahre lang im BEV-Vorstand mitzuarbeiten. Wer die Jubiläums-Mitgliederversammlung des BEV 2018 in Landshut besucht hatte, konnte sich noch an seinem in voller geistiger Frische gehaltenen Grußwort erfreuen.
Am 15. April 2022 ist Friedrich Mager mit fast 94 Jahren in München gestorben.
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