Offener Brief: Langfristige Planungen im Schulbereich aufgrund der Corona-Pandemie

Erstellt von Martin Löwe | | Information

Sehr geehrter Herr Staatsminister Professor Dr. Piazolo,

besorgt über die langfristigen Beeinträchtigungen unserer Schülerinnen und Schüler durch die Corona-Pandemie seit Frühling 2020 haben sich fast alle im Landesschulbeirat vertretenen bayerischen Elternverbände zusammengesetzt, um gemeinsam Positionen in der Krise zu formulieren.

1. Kurzfristige Maßnahmen bei der Leistungserhebung im Frühjahr 2021

Die bayerischen Elternverbände fordern zur Entlastung der Schülerinnen und Schüler:

  • In der ersten Woche nach dem Distanzunterricht soll eine Schulwoche ohne Notenerhebungen durchgeführt werden, um den Sachstand der einzelnen Schüler zu ermitteln. Des Weiteren muss die Zahl der Leistungsnachweise pro Woche je nach Schulart begrenzt werden.

  • Das Vorrücken auf Probe sowie das (freiwillige) Wiederholen muss genau definiert werden, ebenso müssen Brückenangebote und Fördermaßnahmen festgelegt werden.

 

2. Expertenrunde

Wir regen die Bildung einer Expertenrunde beim Staatsministerium für Unterricht und Kultus zur Planung langfristiger Maßnahmen und zum Abbau von Defiziten bei vielen Schülerinnen und Schülern aufgrund der Corona-Pandemie an. Diese Expertenrunde soll langfristige Maßnahmen im Schulbereich zur Gegensteuerung, Entlastung und nachträglichen Förderung unserer Kinder sammeln und reflektieren.

Zu klären wäre unserer Ansicht nach:

  • Reduzierte Stoffverteilung in den nächsten zwei/drei Jahren
  • Änderung/Reduzierung der Stundentafeln
  • Festlegung der Leistungsnachweise (Art, Anzahl, Umfang, Freiversuch, etc.)
  • Möglichkeit der Bildung von Übergangsklassen

 

Als Teilnehmer der Expertenrunde schlagen wir vor:

  • Kultusministerium, ISB
  • Vertreter der einschlägigen Wissenschaften
  • Vertreter der Schulfamilie (SchülerInnen/Elternvertreter/Lehrkräfte/ Schulleitung)
  • Vertreter aus der Wirtschaft und der Sachaufwandsträger

 

Nach einer Einigung über grundsätzliche Fakten können dann schulartspezifische Arbeitskreise Details erarbeiten. Zur Planungssicherheit sollten die Empfehlungen nach Anhörung im Landesschulbeirat bis Mitte Mai 2021 veröffentlich werden.

 

3. Distanzunterricht – Technische Ausstattung

Im Rahmen des Distanzunterrichts kommen an den bayerischen Schulen verschiedene Programme und Tools zum Einsatz. Leider ist nicht immer ein reibungsloses Arbeiten damit möglich. Wir fordern deshalb verbindliche Vorgaben für den Einsatz dieser Programme / Apps / Tools:

3.1.  Diese müssen

·      unabhängig von den Endgeräten (PC, Laptop, Tablet, Smartphone, etc.)

·      unabhängig von den Betriebssystemen (Windows, Linux, Android, iOS etc.)

·      unabhängig vom verwendeten Browser (Edge, Firefox, Chrome, Opera, etc.)

zuverlässig funktionieren.

3.2.  Der Einsatz von Open-Source-Software ist aus finanziellen und rechtlichen Gründen zu bevorzugen.

3.3.  Der Datenschutz muss für alle Beteiligten gewährleistet sein.

3.4.  Die Lizenzbedingungen müssen so gestaltet sein, dass keine Kosten für Anwender (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte) anfallen.

Nur unter diesen Bedingungen ist unseres Erachtens eine Teilnahmeverpflichtung am Distanzunterricht zulässig, da nur so die Möglichkeit zur Teilnahme für alle sichergestellt werden kann.

 

Für weitere Ausführungen stehen wir gerne zur Verfügung.

 

Es grüßen freundlich

Die bayerischen Elternverbände


Bayerischer Elternverband e. V.
Landesvorsitzender Martin Löwe

Freie Elternvereinigung in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern e. V.
1. Vorsitzender Helmut Wöckel

Katholische Elternschaft Deutschlands
Landesvorsitzender Stephan Hager

Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern e. V.
Landesvorsitzende Susanne Arndt

Landeselternverband Bayerischer Realschulen e. V.
Landesvorsitzende Andrea Nüßlein

Landeselternvereinigung der Wirtschaftsschulen in Bayern e. V.
2. Vorsitzender Dr. Peter Ruderich