Spaenles Wundertüte: Sind Lehrer drin?

Erstellt von Henrike Paede |

Man darf gespannt sein, was Kultusminister Spaenle in seiner heutigen Pressekonferenz aus seiner Wundertüte zaubert, um eine sichere Unterrichtsversorgung für das kommende Schuljahr darzustellen. Dass letztere - trotz mobiler Reserven - seit jeher nur auf Kante genäht ist, offenbart sich nach den Erfahrungen des Bayerischen Elternverbands e. V. (BEV) in jedem Schuljahr regelmäßig spätestens zum Beginn der Grippewelle.

Seitens der Eltern schlug sich dies im vergangenen Schuljahr bereits in bisher nicht gekanntem Ausmaß in Protesten und öffentlichen Aktionen nieder. "Es kann nur noch schlimmer werden", sagt Martin Löwe, der Landesvorsitzende des BEV, "denn momentan ist der Markt an Lehrern für Grund- und Mittelschulen vollkommen leer gefegt, während die Schülerzahlen steigen." Im Moment räche sich massiv, dass man jahrelang hervorragende Absolventen für die Grund- und Mittelschulen auf der Straße hat stehen lassen. In einem elementar wichtigen Bereich wie der Schulbildung müssten die besten Studienabsolventen immer auf Vorrat eingestellt werden können. Eine rechtliche Grundlage dafür sei überfällig.

Wie zu Beginn eines jeden Schuljahres wird der Kultusminister auch heute beteuern, die Unterrichtsversorgung gewährleisten zu können. Allerdings funktioniert dies - und das wird er nicht verraten - seit jeher nur mit dem ministeriellen Trick, dass der Unterricht nur dann als ausgefallen gilt, wenn die Kinder nicht einmal mehr beaufsichtigt werden können und nach Hause geschickt werden müssen. Spaenle wird auch auf neu eingestellte beschäftigungslose Realschul- und Gymnasiallehrer verweisen, die berufsbegleitend eine Zusatzqualifizierung für Grund-, Mittel- und Förderschulen bekommen. Dies hält der Bayerische Elternverband bestenfalls für eine Notlösung. Seit Jahrzehnten werde seitens der obersten Schulbehörde die Unverzichtbarkeit unterschiedlicher "begabungsgerechter" Schularten vehement verteidigt und die Lehrkräfte speziell darauf zugeschnitten ausgebildet, Löwe: "Wenn diese Spezialisten dann aber doch einfach austauschbar sind, stimmt an dieser Überzeugung etwas nicht". Hier offenbare sich, dass zumindest die Lehrerausbildung in Richtung einer flexiblereren Stufenausbildung angepasst werden müsste.

"Überhaupt nicht akzeptabel sind pädagogisch ungebildete Quereinsteiger, die vielerorts eingesetzt werden", kritisiert Löwe "Dies spottet den beständigen ministeriellen Zusicherungen einer hohen Unterrichtsqualität Hohn!"

Dem Minister bleibt in der momentanen Situation nichts anderes übrig, als die Löcher irgendwie zu stopfen. Der Bayerische Elternverband erwartet aber von ihm, dass er den Lehrerberuf für Grund- und Mittelschulen deutlich attraktiver macht." Dies könne sicherlich am besten über eine Angleichung der Bezüge an die der Kollegen von Realschulen und Gymnasien gelingen. Die Angleichung wäre auch für geeignet, den traditionellen Überhang an weiblichen Lehrkräften in der Grundschule abzubauen und mehr männliche Bewerber für den Beruf zu interessieren.


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Der Bayerische Elternverband ist der Verband für alle Eltern in Bayern. Er ist gemeinnützig und an keine Konfession, politische Partei oder Schulart gebunden.

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